Beruf des Monats: Hörakustiker*in

Das menschliche Ohr ist ein ziemlich beeindruckendes Sinnesorgan: Es funktioniert schon vor unserer Geburt und wir kennen beispielsweise die Stimmen unserer Eltern schon bevor wir auf die Welt kommen.
Das menschliche Ohr kann eine ganze Menge wahrnehmen, in unterschiedlichen Tonhöhen und Lautstärken: 10 Dezibel entspricht in etwa dem leisen Rascheln von Blättern, 120 Dezibel dem Lärmpegel eines startenden Flugzeuges. Ab einer Lautstärke von ungefähr 150 Dezibel können wir unsere Ohren dauerhaft schädigen. Und gerade weil das Ohr ein wichtiges Sinnesorgan für den Menschen ist, sind die Beeinträchtigung durch Schäden besonders groß.
Vielleicht kennst du ja auch den Moment, wenn du im Flugzeug Druck auf den Ohren hast? Das ist ein sehr beklemmendes Gefühl, weil du deine Umwelt in dem Moment anders wahrnimmst und dich vielleicht sogar von ihr abgeschnitten fühlst. Es gibt aber auch Menschen, die schon von Geburt an schlecht hören, deren Hörfähigkeit durch einen Unfall eingeschränkt ist, oder deren Hörleistung im Alter (z.B. auch wegen einer erhöhten Geräuschbelastung im Alltag oder im Beruf) nachlässt.
Hörakustiker*innen haben die verantwortungsvolle Aufgabe, sich um diese Menschen zu kümmern. Sie passen individuelle Hörsysteme für Menschen mit Hörstörung an, stellt Gehörschutz her, reparieren und warten Hörhilfen und führen Hörtests durch.
Das machst du während der Ausbildung
Die Ausbildung als Hörakustiker*in dauert drei Jahre und ist eine duale, d.h. den fachlichen Teil der Ausbildung absolvierst du in deinem Ausbildungsbetrieb und die schulische Ausbildung in einer Berufsschule.
In der Berufsschule wirst du die Grundkenntnisse in den Bereichen Kommunikation, Physik, Werken, Mathematik und Biologie kennenlernen, die für deinen Berufsalltag wichtig sein werden. So wirst du dich in Biologie mit der Anatomie des Ohres auseinandersetzen und beispielsweise die Funktionen von Außen-, Mittel- und Innenohr kennenlernen. In Physik lernst du akustische Größen wie Amplitude und Frequenz kennen, die für dich wichtig sein werden, um die Funktionsweise des menschlichen Gehöres und elektronischer Hörsysteme verstehen zu können. Auch dein handwirkliches Können wird gefördert, denn auch das wirst du als Hörakustiker*in benötigen. So übst du beispielsweise das Fräsen und Schleifen, um später Hörgeräte oder Gehörschutze aus gehärteten Acryl herstellen zu können.
In deinen Ausbildungsbetrieb wirst du die Gelegenheit bekommen, dein theoretisches Wissen anzuwenden. Am Anfang deiner Ausbildung wirst du deinen erfahrenen Kolleg*innen noch viel über die Schulter schauen, aber so bald wie möglich selbst loslegen. So wirst du beispielsweise die Anfertigung von sogenannten Otoplastiken (Ein Formpassstück für eine Hörhilfe oder einen Gehörschutz) kennenlernen. Mit einer Kanüle spritzt du hierzu eine Kunststoffmasse (bspw. Silikon) in den Gehörgang um Abdrücke zu machen. Die Abdrücke werden dann in der Werkstatt weiter zu Otoplastiken verarbeitet. Neben den handwerklichen Tätigkeiten lernst du auch die anderen Facetten im Arbeitsalltages der Hörakustiker*innen kennen. Dazu gehört beispielsweise die Beratung von Kund*innen, die Dokumentation von Patientendaten und die Abrechnung mit Krankenkassen.
Das machst du später im Beruf

Nach deiner erfolgreichen Ausbildung wirst du höchstwarscheinlich in einer der vielen Fachgeschäfte für Hörakustik arbeiten. Menschen haben sehr unterschiedliche Gründe, warum sie zu dir in das Geschäft kommen. Manche Menschen haben bereits eine Hörhilfe und möchten Dinge angepasst haben, andere wiederum sind sich nicht sicher, wie gut sie noch hören oder haben ein anderes Problem. Deine Aufgabe wird es sein, die Wünsche der Kunden aufzunehmen und sie individuell zu beraten. Dein Arbeitsalltag wird also sehr abwechslungsreich sein.
Je nach Kundenwunsch wirst du z.B. Hörtests durchführen, anhand der Messergebnisse das richtige Hörsystem auswählen und anpassen. Wie bereits oben geschrieben, stellst du Otoplastiken her und passt das Hörgerät genau an das jeweilige Ohr an. Ein Hörgerät wird in der Regel den ganzen Tag getragen und sollte perfekt sitzen. Nachdem das geschehen ist, muss das System auch technisch den Hörgewohnheiten des Trägers angepasst werden. Dies geschieht mit Hilfe von Software, die das Hörgerät auf das Gehör der Kunden abstimmt. Danach wird in regelmäßigen Abständen das Hörvermögen gemessen und das Hörgerät gegebenenfalls angepasst.
Keine Technik ist fehlerfrei - daher wirst du auch mit der Wartung und Pflege der Hörgeräte zu tun haben, das heisst defekte Teile zu tauschen oder Batterien zu wechseln.
Das solltest du mitbringen
Wenn du mit Kunden im Geschäft zu tun hast, solltest du nicht auf den Mund gefallen sein. Das bedeutet, dir sollte es Spaß machen, mit Menschen in Kontakt zu kommen, ihre Wünsche in Erfahrung zu bringen und individuell zu beraten. Darüber hinaus solltest du die Liebe fürs Detail mitbringen - die Kunden erwarten eine perfekt passende Hörhilfe. Ein Interesse für Technik solltest du ebenfalls haben - die Hörhilfen bestehen aus kleinen und filigranen Teilen, die du bearbeitest, einstellst und reparierst.
Schlussendlich solltest du Spaß an den normalen Bürotätigkeiten haben - also Abrechnungen zu erstellen, mit Krankenkassen und Herstellern zu kommunizieren oder Angebote zu erstellen bzw. einzuholen.
Das bringt dir die Zukunft
Bedarf an Hörhilfen oder Lärmschutz wird es immer geben, auch weil es immer mehr ältere Menschen in Deutschland gibt. Daher ist der Beruf auch in Zukunft gefragt. Nach deiner Ausbildung und den ersten Schritten im Beruf wirst du regelmäßig Weiterbildungen absolvieren um auf dem aktuellen Stand zu bleiben.
Nach einiger Zeit wird bei dir vielleicht der Wunsch aufkommen, den Meister zum Hörgeräteakustiker abzulegen. Nach der Meisterprüfung kannst du dein eigenes Fachgeschäft eröffnen, Filialen leiten oder selbst junge Menschen in dem Beruf ausbilden.
Auf einen Blick
Berufsbezeichnung |
Hörakustiker*in |
Dauer der Ausbildung |
3 Jahre |
Erforderlicher Schulabschluss |
Mittlerer Schulabschluss empfohlen |
Hilfreiches schulisches Vorwissen |
Mathematik, Physik, Technik |
Ausbildungsvergütung |
1. Lehrjahr: min. 585€ |
Einstiegsgehalt |
1.700 – 2.400 € brutto |