Ein Projekt des bbw e.V.

Beruf des Monats: Pferdewirt*in

Das Leben ist kein Ponyhof… außer eben auf dem Ponyhof !

Deine Hobbies sind Ausmisten, Striegeln und Sattel-polieren? Dein Lieblingsort die Koppel, dein Lieblingsgeruch ist Heu, und dein bester Freund hat Fell und zarte Nüstern? Wenn deine Freunde dich suchen, finden sie dich im Stall? Dein Kleiderschrank besteht vor allem aus Reithosen, Gummistiefeln und gefütterten Westen?

Ob Pferdemädchen, - boy oder -mensch… Wenn dein Lieblingstransportmittel vier Beine und einen Sattel hat, dann ist die Ausbildung als Pferdewirt*in bestimmt etwas für dich.

Wie du dein Hobby zum Beruf machen kannst, erfährst du in unserem Beruf des Monats.

Das machst du während der Ausbildung

Die Ausbildung als Pferdewirt*in findet dual statt: den praktischen Teil verbringst du an deinem Ausbildungshof/-gestüt, den theoretischen Teil an der Berufsschule in Ansbach oder München.

Die Inhalte deiner Ausbildung sind in der PfWirtAusBV (Pferde-Wirtschaft-Ausbildungs-Berufs-Verordnung) festgehalten und wird dem Bereich der Landwirtschaft zugeordnet.

Folgende Inhalte haben alle Fachrichtungen der Ausbildung als Pferdewirt*in gemeinsam:

In deiner Ausbildung lernst du, wie man Pferde züchtet und Fohlen aufzieht. Dazu gehört auch die tiergerechte Haltung und Fütterung, der Tierschutz und die Tiergesundheit.  Aber auch die Ausbildung von Pferden, zum Beispiel zum Springreiten oder zur Dressur gehören dazu. Du bereitest die Vierbeiner aber nicht nur für Leistungsprüfungen vor, sondern auch für die Zucht. Dazu gehört nicht nur die Anmeldung der Stute beim Zuchtverband, du musst auch überprüfen, ob eine Anpaarung zugelassen ist. Das heißt du bringst in Erfahrung, ob Hengst und Stute charakterlich, körperlich und von der Rasse her zueinander passen.

Außerdem gehört natürlich die Stallarbeit dazu, der Umgang mit den Geräten und Betriebseinrichtungen und die richtige Ausrüstung für Reitsport und Pferdehaltung. Auch Kundenorientierung und Marketing stehen auf dem Lehrplan – was nützt schließlich ein Ponyhof, von dem keiner weiß?

Aber was ist denn jetzt mit den Fachrichtungen? Laut Ausbildungsverordnung hast du die Wahl aus fünf verschiedenen – check aber unbedingt, ob dein Wunsch-Ausbildungsbetrieb diese auch anbietet!

  • Fachrichtung Pferdehaltung und Service: Jeden Tag nach der Schule ab auf dem Hof, und wenn es nur zum Ausmisten und Füttern ist? Dann versuch doch mal diese Richtung! Hier vertiefst du dein Wissen über die individuellen Futterbedürfnisse der Tiere und die Herstellung des Futters. Die lernst, wie man Weiden und Ställe organisiert, Kund*innen (also Einsteller) berät und die Anlage kundenorientiert bewirtschaftet, sowie die Arbeit an der Longe
  • Fachrichtung Pferdezucht: Fohlen, Fohlen, Fohlen überall! Du lernst die Pferdezucht von der Pieke auf – Methoden, Planung und Hygiene, aber auch Pferderassen und ihre Beurteilung. Die Geburt und Aufzucht von Fohlen ist genauso Teil deiner Arbeit, wie dein Auftritt auf Zuchtschauen
  • Fachrichtung Klassische Reitausbildung: Traumjob Reitlehrer*in? Dann bist du hier richtig! Du erfährst, wie man Pferde funktionell beurteilt, und wie man ihnen eine Grundausbildung verpasst (das sogenannte „Einreiten“). Außerdem bildest du klassische Reiter*innen altersgerecht aus, und bereitest Pferd und Reiter auf Leistungsprüfungen vor
  • Fachrichtung Pferderennen, Einsatzgebiet Rennreiten/Trabrennfahren: Hier dreht sich alles um Rennpferde: Du lernst, ihr Leistungsvermögen einzuschätzen und sie zu trainieren. Du bereitest die Tiere nicht nur auf Pferderennen vor, sondern nimmst auch an ihnen teil. Außerdem lernst du alles über die Gesundheit, Ernährung und Fitness der Reiter*innen beziehungsweise Fahrer*innen
  • Fachrichtung Spezialreitweisen, Einsatzgebiet Westernreiten/Gangreiten: Dein Herz schlägt für Isländer? Westernreiten ist dein liebster Stil? Dann ist das deine Fachrichtung! Hier lernst du die Beurteilung und Ausbildung von Pferden in einer Spezialreitweise, die Arbeit mit den Reiter*innen in dieser Ausbildung und auch die Wettbewerbsvorbereitungen und Prüfung im Tölt, Westernstil oder Walk
     

Schließlich umfasst deine Ausbildung auch das Wissen um Tarifrecht, Betriebswirtschaft, Arbeitssicherheit, Umweltschutz und Qualitätssicherung.

Infobox!

  • Boxenhaltung ist die übliche Form der Stallhaltung von Pferden, in denen jedes Pferd ein eigenes Abteil im Stall mit eigener Tränke und eigenem Heu hat
  • Dressurreiten ist eine Reitdisziplin, bei der das Pferd mit Körperspannung und -beherrschung exakte Bewegungen auf Anweisung des Reiters ausführen muss
  • Gamaschen sind quasi Stulpen für Pferdebeine. Sie sollen die empfindlichen Knöchel der Tiere stützen und schützen
  • Ein Gestüt ist ein landwirtschaftlicher Betrieb, in dem Pferde gezüchtet werden
  • Ein Halbblüter ist ein Pferd, bei dem ein Elternteil mindestens 75% Vollblutanteil aufweist. Diese Tiere sind sehr vielseitig einsetzbar
  • Ein Halfter ist ein Kopfgeschirr für Pferde zum Anbinden und Führen. Mit einem Halfter kann das Tier ungehindert kauen
  • Kadenz beschreibt, wie hoch das Pferd die Hufe vom Boden hebt
  • Kaltblüter sind Pferde mit eher ruhigem Charakter und kräftiger Statur
  • Paddock ist ein eingezäunter Freilauf, der mit Sand und Kies ausgelegt ist
  • Ponys sind Pferde mit einem Stockmaß bis 148 cm.
  • Das Stockmaß ist die Höhe des Pferdes. Hier wird vom Widerrist bis zum Boden gemessen
  • Westernreiten ist ein Reitstil,  der von den amerikanischen Cowboys abstammt
  • Der Widerrist ist der leicht erhöhte Übergang zwischen Rücken und Nacken bei Pferden.
  • Das Zaumzeug ist ein Kopfgeschirr, das Pferden beim Reiten angezogen wird. Über verschiedene Druckpunkte kann das Pferd gelenkt werden

Das machst du im Beruf

Das Leben als Pferdewirt*in ist sehr abwechslungsreich, aber auch anstrengend. Hof- und Stallarbeit steht bei jedem Wetter und jeder Temperatur an, und auch deine felligen Schützlinge kennen keinen Feiertag. Wenn das Ausmisten und Füttern erledigt ist, bewegst du deine Schützlinge – manchmal an der Longe, manchmal unter dem Sattel.

Du arbeitest an vielen Orten, die mit Pferden zu tun haben: in Gestüten und Reitschulen, auf Reiterhöfen, bei Reitvereinen, in Trainingsbetrieben, bei Pferdepensionen oder in Pferde-Rehas und Großtier-Tierarztpraxen.  Als Expert*in rund ums Tier wirst du eben überall gebraucht, wo geäppelt wird. So auch auf Turnieren und Wettbewerbsveranstaltung. Du organisierst den Transport, begleitest die Vierbeiner hin und gelegentlich trittst du auch selbst bei den Sportveranstaltungen an. Außerdem kümmerst du dich um Anschaffung, Instandhaltung und Wartung der Geräte – von Zaumzeug und Sätteln, über Kutschen, Mähdreschern und Heuschobern, bis zu den Hindernissen auf dem Springplatz und dem Zaun der Koppel. Du verwaltest die Futterlieferungen und siehst zu, dass genügend Einstreu vor Ort ist. Du machst Werbung für deinen Hof oder hältst Reitstunden ab. Kurzum, langweilig wird es dir bestimmt nicht!

Das sollte dich begeistern

Das wichtigste zuerst: Pferde! Wenn du die liebenswerten Riesen magst, und dir die Arbeit, die mit ihnen einhergeht, nicht zuwider ist, bist du gut geeignet für den Job. Aber ein paar Eigenschaften solltest du außerdem mitbringen: Spaß an der Bewegung und Geschicklichkeit brauchst du beim Trainieren der Pferde, beim Einreiten, Aufzäumen und Satteln. Außerdem solltest du ein sorgfältiger Mensch sein, schließlich ist die Pflege der Ausrüstung auch eine Sicherheitsüberprüfung – nicht dass dein Steigbügel im Sprung reißt! Beobachtungsgabe ist auch gerne gesehen, damit dir Krankheitsanzeichen bei deinen Schützlingen nicht entgehen und du das Futter richtig zusammenstellst. Organisationstalent brauchst du vor allem zur Planung der Turniere, dem Rechnungswesen des Hofs. Je nach Fachrichtung kommen noch andere Kompetenzen hinzu, zum Beispiel bei der Einteilung der Reitstunden und Platzbelegungen, dem Umgang mit Reitschüler*innen oder der richtigen Zuchtentscheidung.

Aber alles in allem geht es vor allem um eines: 4 Hufe + 2 Beine = 1 Team ❤️

Übrigens: Wichtiger, als die Noten in deinem Abschlusszeugnis ist deine Erfahrung mit den Tieren!  Der beste Weg, um einen Betrieb und den Beruf kennenzulernen ist ein Praktikum – bewirb dich doch einfach mal unter www.sprungbrett-bayern.de 

Und wenn Pferdewirtschaft nichts für dich ist, check doch unsere anderen Berufe des Monats - da ist bestimmt was dabei!

Deine langfristigen Aussichten

Nach deinen Abschlussprüfungen bist du staatlich anerkannte*r  Pferdewirt*in. Damit stehen dir viele Türen offen: Du kannst beispielsweise Tierphysiotherapeut*in werden oder Pferdeheilpraktiker*in (Achtung, dies sind keine staatlich anerkannten Berufsabschlüsse!)

Nach drei Jahren Gesellenzeit kannst du dich als Pferdewirtschaftmeister*in fortbilden lassen, dieser Meistertitel qualifiziert dich für Führungspositionen und ermöglicht dir auch, selbst auszubilden. Auch eine Fortbildung zum Fachagrarwirt könnte spannend für dich sein. Mit ausreichend praktischer Berufserfahrung steht dir schließlich auch der Weg an die Hochschule offen: ein Studium der Veterinärmedizin, Pferdewissenschaften oder Pferdewirtschaft stehen dir offen. Aber egal welchen Weg zu einschlägst, du  wirst viel Zeit mit deinen Lieblingstieren verbringen. Schließlich liegt das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde!

Auf einen Blick

Berufsbezeichnung

Pferdewirtin, Pferdewirt

Dauer der Ausbildung

3 Jahre, kann verkürzt werden

Erforderlicher Schulabschluss

keine vorgegeben

Schulisches Vorwissen

Biologie, Sport, Mathematik

Ausbildungsvergütung

1. LJ: ca 700,- € brutto

 

2. LJ: ca 780,- € brutto

 

3. LJ: ca 850,- € brutto

Einstiegsgehalt

bis 2.400,- € brutto

Verfügbare Stellen

Ehemalige Rennpferde

Renn-Pferde BOOMERANG gGmbH

85253

Erdweg OT Happach

Mittelschule

  Ausbildung möglich